… dabeisein ist alles
Nach dem 24h Lauf in Winterborn (15./16.09.2018) hatte ich keinen Zähler walkend finishen können. Ich hatte mich jedoch beim Trail Dorado angemeldet und wollte Michele Ufer nicht mit einer wiederholten Nichtteilnahme enttäuschen. Von Yach ging es also nicht zurück nach Hittfeld, sondern weiter nach Arnsberg, einer Stadt im Norden des Rheinischen Schiefergebirges im Tal der Ruhr (NRW). Die Laufstrecke sollte sich als eine Herausforderung zeigen, nicht nur für mich.
Didi und ich waren am Donnerstag vor dem 24h Lauf angereist. Der Stellplatz war demnach gesichert! Am Freitag hatten wir genug Zeit, um die Strecke kennenzulernen. Zunächst führte ein flacher Streckenabschnitt vorbei an dieser …
… Hängebrücke. Ich bekam vom Hochgucken schon Höhenangst! Die erste kurze Steigung …
… war geschafft! Es sollten aber noch einige folgen.
Didi zeigte sehr bald, was er als „Pfadfinder“ drauf hat. ich musste nur folgen, konnte dabei meine fotografischen Fähigkeiten zeigen und die Rolle als Paparazzi hervorragend ausüben.
Das herrliche Herbstwetter zeigte sich an diesem Wochenende von seiner besten Seite. Trotz der spannenden und teilweise recht abenteuerlichen Strecke sollte dies eins meiner schönsten Wandererlebnisse werden!
Ja, Ihr habt es erkannt! Die Strecke sollte über Stock (hier Baumstamm!) und Stein gehen. Man hätte „außenrum“ laufen/walken können, aber uns wurde der „direkte“ Weg über den Baumstamm empfohlen. Nachdem ich diese „leichte“ Steigung gemeistert hatte, …
… zeigte mir mein Pfadfinder die Hammersteigung unserer Laufstrecke! Beim Briefing am nächsten Morgen wurde eine Alternative zu dieser Steigung geboten. Gott sei Dank!
Auf dem halben Wege nach oben war mir klar, dass ich am nächsten Morgen meine Stöcker einsetzen würde.
Hammer, oder? Dieser Streckenabschnitt war nicht nur durch Geröll ziemlich schwierig, sondern hatte auch eine extreme Schräglage. Hier musste man wirklich sehr aufpassen!
„Das haben wir gut gemacht!“ Diese kleine Verschnaufpause tat gut.
Was man hochgeht, das muss man auch wieder runtergehen. Bewegung tut gut, auch wenn sie für meine Figur nichts mehr bringt, wie man sieht! Egal, Bewegung ist für mich deshalb eine mentale Herausforderung! Wer rastet, der rostet!
Lange konnten wir uns nicht ausruhen. Didi zeigte die Richtung über das Wurzelgeflecht an.
Die herbstliche Farbenvielfalt der Blätter verdeckte hier den wurzelbestückten Untergrund der Laufstrecke. Konzentration war hier angesagt.
Hier angekommen war es dann noch etwas über 1km bis zum „Ziel“. Die Aussicht ist atemberaubend! Ich war zu diesem Zeitpunkt froh, einen Hauch der Zivilisation zu spüren!
Bald sollte das Ziel erreicht sein! Mir war klar, dass ich am nächsten Morgen durch meine „Gehhilfen“ mehr Sicherheit haben würde! Es ist so wie es ist.
Da kommt sie! Didi freute sich mit mir über die 4,11km und geschaffte 135 HM!
Eine letzte Kontrolle, ob das GPS die Strecke auch korrekt gemessen hatte.
Didi war sich sicher, hier befand sich die „Einlaufschneise“! Am nächsten Morgen sollten wir Gewissheit haben, denn dann war die Strecke markiert.
Ich freute mich, dass ich ohne Sturz im „Ziel“ war. Ganz sicher war ich mir, dass ich mich am nächsten Tag auf einen Halbmarathon einstellen musste.
Die Herbstastern empfingen uns fröhlich. Start und Ziel des am nächsten Tag stattfinden 24h Laufes …
… befand sich direkt am …
… SGV Jugendhof, die Bildungsstätte des Sauerländischen Gebirgsvereins.
Nach unserer „Wanderung“ auf dieser wundervollen und sehr anspruchsvollen Strecke überprüfte Didi am Eingang des Jugendhofes die Beschaffenheit seiner Schuhe.
Die Deko vor dem Eingang des Jugendhofes heißt den Herbst willkommen!
Nach einer weiteren Verschnaufpause beschlossen wir in den Ort Arnsberg zu gehen. Jetzt ging es ganz schön bergab und eine Weile an dem Fluss Ruhr entlang. Die Ruhr ist ein 219,3 km langer östlicher Nebenfluss des Rheins in Nordrhein-Westfalen.
„Beim Fritz“ stärkten wir uns und beobachteten diesen coolen Motorradfahrer.
Wieder am Jugendhof angekommen, ging es zur Startnummernausgabe, die von Heiko (Micheles „rechte Hand“) und Burcin (Micheles Ehefrau) überwacht wurde.
Auch Didi und ich nahmen an der Fotosession teil!
Ausgeschlafen und gut gelaunt trank ich in aller Ruhe am nächsten Morgen meinen Kaffee auf der Terrasse des Jugendhofes, bevor es zum Briefing ging.
Didi und ich waren so pünktlich, …
… dass wir in der ersten Reihe Platz hatten. Die anderen Läufer schauten erwartungsvoll auf das Erscheinen des Veranstalters Michele Ufer und seines Trail Dorado – Teams.
Dann ging es endlich um 12.00 Uhr auf die schon bekannte Strecke, die wirklich sehr gut markiert war.
Auch die wichtigen Motivationshinweise fehlten nicht.
Die Stolperfallen waren ja bekannt und mit Stöckern für mich leicht zu bewältigen!
Etwas neidisch war ich schon, wenn mich ein Läufer leichtfüssig überholte.
Es sah schon manchmal abenteuerlich aus, mit welcher Geschwindigkeit der eine …
… oder andere Läufer …
… den Berg hinunterlief. Hut ab!
Warnhinweise wiesen darauf hin, dass man hier besonders aufpassen sollte.
Die Läufer und auch ich als Walkerin schienen Spaß zu haben und nicht zu merken, wie anstrengend die Strecke mit ihren Höhenmetern war.
Jeder war mit sich selbst beschäftigt, schien sich aber auch über die Leistung der anderen zu freuen. Mir klopfte eine Läuferin beim xten Überrunden leicht auf die Schulter und meinte: „Du bist tapfer! Du bist eine Einzelkämpferin!“ Ich bekam leicht feuchte Augen! Stellt euch das vor! Ich walkte (!) mit Stöckern inzwischen etwas frustriert die Steigungen rauf und runter und dann so ein Lob!
Hier konnte man sich entscheiden! Meine Entscheidung war von Anfang an klar: Pussy Lane, here we go!
Ups, ich war doch nicht allein mit Stöckern unterwegs, nur langsamer! Wir begrüßten uns fröhlich und ich ließ sie vorbei.
Da ist er ja! Das neonfarbige T-Shirt des Moonligtrunners Didi leuchtete von weitem. Energisch ging er die Steigung hoch und kam immer näher!
Mit guter Laune passierte er meinen Paparazzistandort.
Am Verpflegungsstand zeigte ich mich während einer kleinen Pause ebenfalls optimistisch.
In einer der nächsten Runden zeigte sich Didi immer noch zuversichtlich und kämpferisch! Er wollte den Zähler! Man muss wissen, dass sein Y- Marathon mit 1600 HM nur 3 Tage zuvor stattgefunden hatte!
So langsam wollte die Sonne sich verabschieden. Ich wusste, dass ich im Ziel nur 20,55km erreichen würde. Die Walkpartie sollte schmerzfrei verlaufen, das war mir wichtig! In der Dunkelheit wollte ich nicht weitermachen, das war mir klar!
In meiner letzten Runde konnte ich diesen wunderschönen Sonnenuntergang genießen, auf dem letzten Kilometer begleitet von…
Karl-Heinz auf seiner Gitarre!
Im Ziel war ich überglücklich, dass ich das erste Mal so eine Strecke schmerzfrei bewältigen konnte! Danke Didi, dass du mich aufgemuntert hast, so viel zu schaffen, wie möglich ist!
Über die Widmung von Michele bin ich besonders stolz! Der Titel seines Buches beeindruckte mich. Ich hatte das Buch am Vorabend entdeckt und nach meinem Lauf gekauft, weil der Titel meine Anstrengungsbereitschaft, die Strecke bewältigen zu wollen, erheblich beeinflusst hatte.
Da Didi und ich die lange Heimfahrt vor uns hatten, verabschiedeten wir uns von Michele, ohne an der Siegerehrung teilzunehmen.
Ohne nennenswerte Verzögerungen auf den Straßen konnten wir einige herbstliche Eindrücke während der Fahrt genießen.
Danke an Michele Ufer und das Trail Dorado – Team für eine hervorragende Veranstaltung!
Gunla Hittfeld, 27.10.2018